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Freie Arztwahl

in Frankfurter Anekdoten

Einmal kam der Heiner zum Doktor Wegener und jammerte: „Herr Dokter, ich hab schon seit sechs Woche die schnelle Kathrine.“
— „Seit sechs Woche? Warum kimmste dann erst jetzt?‘
— „Ei, ich arweit doch in der Stadt, un da bin ich alsemal dort zum Dokter gange.” —

„Waaßt de, Hoiner“, sagte darauf Wegener, „an dir Drecksack dut mer ja nix leihe, awwer ich behannel dich und dei Familie schon länger als dreißig Jahr, — da finde ich es doch höchst merkwürdig, daß Sie zu einem anderen Arzt gehen und zu mir erst kommen, wenn es gar nicht mehr anders gehen will.“

Der Heiner, der nicht beachtete, daß es ein Sturmzeichen war, wenn der alte Wegener hochdeutsch sprach und „förmlich“ wurde, antwortete halb verlegen, halb patzig: „Ei no, ich bin ja in der Kass’ unn hab frei Arztwahl . . .“ Weiter kam er nicht. Der Doktor war aufgesprungen und schrie ihn an: „Und ich habe freie Patientenwahl, verstanden?! Raus! Sch. . . Sie ruhig weiter!“ Der Heiner wußte gar nicht, wie geschwind er auf der Straße stand. Aber der alte Herr war „garnet so“. Als die Frau des Heiner kam und für ihren Mann bat, da übernahm Wegener doch die Behandlung und führte die Kur zu einem glücklichen Ende.